45 Minuten Feldhamster

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Das Brennpunkt-Thema „Feldhamster“ dauerte somit mindestens eine Halbzeit lang. Wenn man die gut 45 Minuten der Bürgersprechstunde und die später erfolgten Beschlüsse im Ortsbeirat bedenkt. Das mag amüsant klingen – sportbegeisterte Riedberger, Schulen und Vereine sehen das anders. Der zweite Sportplatz mit 400-Meter-Bahn und dringend benötigten Spielfeldern rückt in immer weitere Ferne, da sich auf der Fläche östlich der Altenhöferallee mindestens zwölf Hamster-Familien eingegraben haben. Die Nager stehen unter Naturschutz. In einer aktuellen Magistratsvorlage wird sogar die „Unmöglichkeit der Ausführung“ der Sportanlage in Betracht gezogen (MAINRiedberg berichtete). Die Diskussion wogte vergangene Woche so lange hin und her, dass im Zuschauerraum schon leise geflüstert wurde, ob denn nicht ein Zebrastreifen die Hamster in ein Feld jenseits der Straße locken könnte…

Die Beschlüsse im Ortsbeirat

Zurück zu den Fakten: Tobias Vogel vom Planungsdezernat, der den Bürgern Rede und Antwort stand, betonte das grundsätzliche Ja zum Sportplatz. Die Parteien im Ortsbeirat ebenfalls. Mit 19:0 Stimmen wurden zwei Anträge von CDU und SPD verabschiedet. Einerseits wird der Magistrat gebeten zu prüfen, ob „eine Umsiedlung des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters zu seinen Artgenossen nördlich der Landesstraße L 3091 möglich ist“. Oder ob es Alternativen dazu gibt. Damit die „wichtige Sportfläche“ realisiert werden kann.

Außerdem legt der Ortsbeirat Wert darauf, dass die mehr als 4 Millionen Euro für die Sportanlage auch über das Jahr 2017 hinaus verfügbar bleiben. Notfalls soll „ein geeignetes alternatives Grundstück auf dem Riedberg gesucht“ werden, „statt auf die Baumaßnahme zu verzichten“.

Franz Biebl, Sprecher des Stadtteilarbeitskreises und großer Befürworter der Sportanlage, sieht das skeptisch: „So wie ich das einordne, kommt der zweite Sportplatz an der angedachten Stelle oder gar nicht, da keine entsprechenden Flächen anderswo am Riedberg frei sind.“ Jedenfalls keine 22.000 Quadratmeter.

Hamster umsiedeln? So klappt es!

Hinzu kommt, dass man den geschützten Feldhamster beim Umsiedeln offenbar nicht anfassen darf. Das alles klingt wenig erfolgversprechend – müsste es aber nicht. Wer sich nämlich mal die Mühe macht, über die hessischen Landesgrenzen hinaus zu gucken und zum Thema Feldhamster nachzulesen, stellt Folgendes fest: In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg konnte man durchaus schon Hamster von Bauland umsiedeln. Ideal dafür ist das Frühjahr (also jetzt!), wo die Nager den Winterschlaf beendet haben, sich aber noch nicht fortgepflanzt haben. Auf einer Webseite des NABU in Sachsen ist sogar bis ins Detail zu lesen, wie man vorgebohrte Rohre in eine „Aussetzungsfläche“ gegraben hat und das Ganze mit Lager-Weizen abdeckte. Den Hamstern hat’s gefallen.

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In anderen Bundesländern werden Feldhamster umgesiedelt – und warum nicht bei uns?

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch am Frankfurter Rennbahn-Areal, wo die DFB-Akademie entstehen soll, Hamster gesichtet wurden. Da aber äußerte man sich im Planungsdezernat wesentlich optimistischer. Referent Mark Gellert sagte laut FR, dass man die Tiere ja umsiedeln könne. „Der Feldhamster ist sowieso relativ mobil.“

Hamster-Thema nächste Woche im Römer

Bei uns am Riedberg werden demnächst und im Sommer die Hamster gezählt. Es wird also noch mindestens ein Jahr verstreichen, bevor irgendetwas geschieht. Zeitnah aber soll es eine Informationsveranstaltung mit Naturschutz-Experten stattfinden. Sobald Ort und Termin feststehen, wird MAINRiedberg darüber berichten. Am nächsten Donnerstag wird die Stadtverordnetenversammlung im Römer über Magistratsvorlage M56 und die Anregungen des Ortsbeirats diskutieren.

Ein Riedberger Hundebesitzer hat übrigens berichtet, dass vor wenigen Tagen Düngemittel gesprüht worden sein sollen – auf dem Kornfeld direkt neben dem Areal der geschützten Hamster.

SportplatzNEU
400-Meter-Bahn, Groß- und Kleinspielfelder, Umkleiden und Parkplätzen – so sieht die geplante, dringend benötigte, zweite Sportanlage aus

(Text: cd/ Grafik 1: Markert/ Grafik 2: Stadt Frankfurt)

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