Monat: Oktober 2015

Lernen für ein besseres Leben

Auf einer Wäscheleine hängen einige Blätter Papier. Auf dem ersten steht das Wort „bitte“. In Druckschrift. Auf dem zweiten „ich“. Dann folgen „möchte“, „eine“ und das Verb „kaufen“. Dazwischen hängt eine gelbe Hose. Weeda (24) lächelt, als es ihr gelungen ist, daraus einen gut verständlichen Satz zu bilden – und Christian Kretschmer sie dafür lobt. Kretschmer ist pensionierter Sonderschullehrer und unterrichtet für das Familienzentrum Billabong zwei Wochen lang Frauen aus den Asyl-Notunterkünften am Martinszehnten. Es ist ein Herzensprojekt, das ohne ehrenamtliches Engagement nicht funktionieren würde. Es ist ein kostenloser Sprachkurs inklusive Kinderbetreuung, Essen und Getränken, täglich von 9.30 bis 12.30 h.

Meist sind es 15 bis 20 Frauen und fast ebenso viele Kinder. Das U-Bahn-Ticket zum Riedberg-Zentrum, wo der Kurs stattfindet, zahlt das Bündnis „Frankfurt hilft“. In der ersten Herbstferien-Woche kamen mehrheitlich Frauen aus Syrien, in der zweiten Woche sind fast alle aus Afghanistan. Einige sind sehr scheu und zurückhaltend. Andere berichten auf Nachfrage, was sie mit ihren Kindern auf sich genommen haben, um hierher zu kommen. Sie waren wochenlang zu Fuß unterwegs, litten Hunger, Durst, unvorstellbare Angst und, dass man auch noch auf der Flucht auf sie schoss. Eine junge Frau hat auf der Flucht ihren Mann verloren und weiß nicht, ob er noch lebt.

„Mich berührt das unheimlich. Ich bin fix und fertig“, bekennt Anja Hohmann, die den Sprachkurs mitinitiert hat und begleitet. Die Verantwortlichen von Billabong und Lehrer Kretschmer betonen, dass die Frauen sehr wissbegierig sind. „Sie saugen alles auf wie Schwämme.“ Zwei Frauen sprechen sehr gut Englisch, die übrigen beherrschten bisher nur ihre Landessprache. Jetzt, am Ende des Kurses, beteuern sie: „Sehr viel gelernt.“ Oder sie üben gleich weiter den Gebrauch von Ja, Nein, Bitte und Danke und Sätze wie ‚Das ist teuer’ oder ,Das ist eine Hose`. Sie freuen sich sichtlich, wenn sie merken, dass auch andere Deutsche sie verstehen und mit ihnen ins Gespräch kommen wollen.

Es gibt auch die Momente, wo interkulturelle Verständigung gefragt ist. Wenn man in einem Sprachenmix darüber debattiert, dass man hier in Deutschland nicht Müll irgendwo fallen oder liegen lässt. Dass man Gratis-Angebote nicht gänzlich mitnimmt und auch nicht Getränke sofort austrinken muss, da es defintiv genug zu trinken gibt. Für alle.

Dann gibt Momente, wo ein Kind schreit – und ein anderes, meist größeres, ihm ganz schnell den Mund zuhält. Es wird erzählt, dass Kinder, die in den Booten bei der gefährlichen Überfahrt nach Europa schreien, ins Meer geworfen werden. „Dabei müssen sie doch schreien. Da muss viel raus“, meint Anja Hohmann. Ein Kind hat eineinhalb Stunden geschrien, hat sich dann aber doch irgendwann auf die Rutsche am Spielplatz gewagt und ist immer und immer wieder gerutscht. Auch die blaue Drehscheibe im Kätcheslachpark ist beliebt. Außen hängen sich die Kinder liebend gerne dran. Nur wenn sie auf der Scheibe sitzen, bekommen sie Panik. Eine Betreuerin vermutet, das sie das an die Fahrt mit dem Boot erinnert.

Eines der Kinder ist ein erst drei Monate altes Baby. Es ist auf der Flucht geboren. Das haben die ehrenamtlichen Betreuer natürlich auch mitgenommen und ihm die Flasche gegeben. Irgendwann ist es am Arm eingeschlafen. Während Mama lernte…

Das Familienzentrum Billabong bemüht sich jetzt darum, dass die Sprachkurse für Frauen an zwei Vormittagen pro Woche fortgesetzt werden können. Die Gespräche diesbezüglich laufen. In der Raumfrage bahnt sich eine Lösung an, die Finanzierung ist aber noch nicht gesichert.

(Fotos/ Text: cd)

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Bitte recht freundlich Gruseln!

In vielen Vorgärten stehen schon Kürbisse. Die Vorräte an Süßigkeiten für klingelnde Monster sind angelegt. Die Kinder sind ohnehin längst aufgeregt. Halloween, nach altem gälischem Glauben die erste Nacht des Winters, ist traditionell am Reformationstag, der heuer auf einen Samstag fällt. Aber bereits am heutigen Freitag feiern die Betreuer der zweiten Grundschule mit den Ferienkindern einen gruseligen Nachmittag. Das KiJu in Kalbach (Am Brunnengarten 19) startet ebenfalls bereits heute ab 17 Uhr eine Disco-Party für die etwas älteren Geister. Der Eintritt kostet zwei Euro. Selbst in manchen Geschäften in unserem Viertel sind die Kürbisse los und die Kunden bekommen eine kleine Überraschung, wenn sie alle versteckten Fratzen finden.

Die Stadt Frankfurt allerdings sah sich genötigt, Exzessen Einhalt zu gebieten. In einer Pressemitteilung heißt es: „Leider ist Halloween auch immer mehr mit Ärger verbunden. Junge Leute, die mehr Interesse an „Saurem“ anstatt „Süßem“ haben, beschädigten im vergangenen Jahr verstärkt fremdes Eigentum.“ Fakt ist: Es wurden Eierwürfe an Häuser, in offene Fenster, an fahrende Autos und Busse gemeldet. In einigen Fällen kostete die Beseitigung solcher Schäden an Hauswänden mehrstellige Summen. Insbesondere der Regionalrat Fechenheim hat die Schulen und Jugendeinrichtungen darum gebeten, die Themen Vandalismus und Sachbeschädigung an Halloween in den Tagen vor dem Fest zu besprechen.

Doch bei uns waren bisher – zum Glück – alle Geister recht freundlich. Halloween boomt. Wir haben für Sie auch noch zwei schöne Grusel-Termine gefunden:

Lichterzauber ab 18 Uhr im Colorado-Park/ Ginnheim

Im Colorado-Park, wo normalerweise Kinder miteinander basteln und spielen, sind am heutigen 30. Oktober, die Grenzen zwischen Diesseits und der „Anderswelt” aufgehoben. An jedem Freitag nach der Winterzeitumstellung verwandelt sich der 8000m große Park mit Hilfe der Dunkelheit, vieler Lichterquellen, des Schattens und vieler Akteure in eben diese phantastische „Anderswelt”. Der Lichterzauber hat sich in Zusammenarbeit mit vielen Kindern entwickelt, aus dem heraus, was diese zur „Anderswelt” – dem „Zeitpunkt zwischen Diesseits und Jenseits” – assoziieren und kreieren. So zeigt sich diese Veranstaltung jedes Jahr mit einem neuen Gesicht, zu dem auch der Märchenerzähler Rudi Gerharz und das antagon-theater AKTion mit neuen, immer wieder überraschenden Darbietungen ihren künstlerischen Beitrag leisten.

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Gruseln in der Titus-Therme

Am Sonntag, 1. November, verwandelt sich die Schwimmhalle in den Titus Thermen unter dem Motto „Süßes, oder es gibt Saures!“ in ein Gruselkabinett. Beginn der Halloween-Party ist um 14 Uhr. Gegen 17.30 Uhr gibt es eine „schreckliche“ Überraschung. Die kleinen Badegäste können mit dem BBF-Animationsteam Kürbisfratzen schnitzen. Zusätzlich gibt es Aqua-Fun für Groß und Klein und viele Spiele im und rund ums Wasser. Tageskarten für Kinder kosten 5 Euro. Erwachsene dürfen für 9 Euro und Familien für 15 Euro ganztägig Gänsehaut erleben. Weitere Informationen gibt es unter http://www.bbf-frankfurt.de .

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Nosferatu – die Symphonie des Grauens – im Museum

93 Jahre, so lange schon ist Friedrich Murnaus Gruselklassiker „Nosferatu“ Vorbild für die meisten späteren Horrorfilme. Der über 70-minütige, 1922 entstandene Stummfilm, lässt mit seiner extrem wirkungsvollen Dramaturgie auch noch heutige Betrachter erschaudern. In seiner „Symphonie des Grauens“, so der Untertitel des Films, verarbeitet Murnau Bram Stokers Dracula-Stoff: Der handelt vom Grafen Orlok, einem Vampir aus den Karpaten, der sich in eine Frau verliebt und ihre Heimatstadt Wisborg in Angst und Schrecken versetzt.

Am Dienstag, dem 3. November 2015 (Beginn: 19:00 Uhr), besteht für Kino-Liebhaber und Murnau-Fans im Museum Giersch der Goethe-Universität eine der seltenen Gelegenheiten, in die grausige Welt von „Nosferatu“ einzutauchen. Nicht nur wird der Film in voller Länge gezeigt. Er wird in einer Live-Aufführung musikalisch begleitet und dramaturgisch unterstützt vom rumänischen Trio Kontraste mit eigens für den Film komponierter Musik der bekannten rumänischen Komponistin Violeta Dinescu, die an der Universität Oldenburg eine Kompositionsprofessur innehat. Der Eintritt ist frei. Es wird jedoch um eine Spende für das Deutschland-Stipendium der Goethe-Universität gebeten. Da nur ein begrenztes Kontingent von insgesamt 50 Plätzen zur Verfügung steht, ist frühzeitiges Erscheinen ratsam. Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main.

(Foto: cd)

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Wir haben Angst vor der Abschiebung

Frankfurt, Riedberg, kurz nach 11 Uhr. Im Infobüro der Hessenagentur hängen an einer Wäscheleine deutsche Worte auf weißen Blättern und dazwischen eine gelbe Hose. Hier findet der Sprachkurs für Frauen aus der Asyl-Notunterkunft in Kalbach statt, den das Riedberger Familienzentrum Billabong in den Herbstferien organisiert. Doch jetzt, in einer kurzen Pause, scheint es zumindest unter den Frauen, die aus Afghanistan stammen, nur ein Thema zu geben. Weeda Sultani (24), Mutter von zwei Kindern, fragt laut und auf Englisch: „Warum sagen eure Politiker zu uns: ,Geht zurück nach Afghanistan?’ Wir haben kein Zuhause, wir haben nichts mehr. Wenn wir zurückmüssen, werden wir getötet.“ Seit bekannt wurde, dass die Bundesregierung den Abschiebe-Stopp für Asylsuchende aus Afghanistan aufheben und Afghanen künftig verstärkt abschieben will, können laut Weeda Sultani „viele von uns nicht mehr richtig schlafen und weinen“. Sie sagt, dass auch sie große Angst hat.

Dann beginnt sie zu berichten: „Ja, wir sind wirklich zu Fuß hierhergekommen. Wir sind groß, aber unsere Kinder sind klein und schwach. Manchmal hatten wir zwei Tage und zwei Nächte nichts zu essen und zu trinken. Meine Tochter hat oft geweint und gefragt: ,Wie lange noch?’ Ich habe immer wieder gesagt: ,Nur noch fünf Minuten, nur fünf Minuten.’ Ich wusste, obwohl unsere Schuhe voll Wasser sind und es kalt ist, müssen wir die ganze Nacht laufen. Wir sind von Kabul nach Kandahar, dann in den Iran, weiter über die Türkei, in einem schlechten Boot mit 65 anderen über das Meer nach Bulgarien. Dann waren wir endlich in Europa. Am schlimmsten war es im Iran und später auf dem Boot. Im Iran haben Polizisten auf uns, unsere Männer und Kinder geschossen. Später in der Türkei haben wir manchmal versucht, Autos aufzuhalten und gebeten: ,Helft uns, helft uns doch, gebt uns bitte Wasser oder wenigstens den Kindern eine Banane.’ Viele sind weitergefahren oder haben gesagt, dass sie Ärger mit der Polizei bekommen, wenn sie uns helfen. Wenige haben uns etwas gegeben. Das waren gute Menschen. Mitgenommen hat uns aber keiner. Wir haben nicht auf einem Bett oder in einem Lager geschlafen. Wir haben nächtelang mit den Kindern an einem Flussufer geschlafen. Jetzt sind wir hier und eure Politiker sagen, dass wir wieder zurück müssen. Wisst ihr denn nicht, warum wir geflohen sind?“

Neben Weeda Sultani steht eine junge Afghanin, die ihren Arm fest um ihre kleine Tochter legt. Da Weeda am besten Englisch von allen kann, soll diese ihr helfen, auch ihre Geschichte zu erzählen. Die junge Frau mit dem schwarzen Kopftuch heißt Mohabat. Sie hat ihren Mann auf der Flucht verloren. Sie wusste wochenlang nicht, wo er ist und ob er noch lebt. Über Umwege und andere Flüchtlinge hat sie erfahren, dass er vermutlich im Iran in einem Gefängnis ist, „weil ihn die Polizei einfach festgenommen hat“. Ihre Freundin Weeda soll bitte noch hinzufügen, dass sie unbedingt Deutsch lernen will. Dann beginnt wieder der Unterricht in 60438 Frankfurt-Riedberg.

Über den Sprachkurs wird MAINRiedberg in einem weiteren Artikel berichten.

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Diese junge Afghanin hat ihren Mann auf der Flucht verloren. Sie nimmt ihre Tochter fest in den Arm und lässt ihre Freundin übersetzen: „Wir haben Angst. Wir können nicht zurück.“

(Text & Fotos: C. Detsch)

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Wie steht es um Frankfurt?

Wie steht es um die Zukunftsfähigkeit Frankfurts? Welche Schlussfolgerungen ziehen Akteure der Bürgergesellschaft nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen und friedlichen Protesten im März 2015 im Umfeld der EZB-Eröffnung, die global für Schlagzeilen sorgten?

Zwei Fragen, zwei Reihen, eine Stadt: Wie unter einem Brennglas scheinen in der Metropole am Main derzeit globale Veränderungen spürbar und sichtbar zu werden. Die Bürger-Universität der Goethe-Universität nimmt diese Veränderungen in den Blick und bringt namhafte Expertinnen und Experten sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger miteinander ins Gespräch. Schon 2012 konnte mit dem diskursorientierten Ansatz einer Frankfurter Bürger-Universität zur Finanzmarktkrise die Situation um die Besetzung des Willy-Brandt-Platzes im Rahmen von Blockupy entscheidend entschärft werden.

Die Diskussionsreihe „Was bleibt nach Blockupy?“, die am 2. November 2015 (Beginn: 19.30 Uhr, Ort: Campus Bockenheim, Hörsaalgebäude H IV) mit dem Thema „Wut, Ohnmacht, Gewalt? Protest-Kultur in Frankfurt“ eröffnet, greift diesen diskursorientierten Ansatz wieder auf: Brennende Autos, Steingeschosse, verletzte Polizisten und Demonstranten – die Bilder der Krawallen und gewalttätigen Auseinandersetzungen im Umfeld der EZB-Neueröffnung im Frühjahr 2015 bestimmten das Echo nationaler und internationaler Medien. Die vergleichsweise friedlichen Proteste gegen die europäische Wirtschaftspolitik fanden dagegen kein vergleichbares Echo. Es herrschte allgemeine Erschütterung angesichts dieser unerwarteten Gewalt, die weder von Seiten der Veranstalter, noch von der Polizei vorhergesehen worden war. Warum eskalierten die Proteste und was sagt das über ein möglicherweise verändertes Protestverhalten? Mit einem zeitlichen Abstand von etwas mehr als einem halben Jahr möchte die Reihe noch einmal – mit nüchternem Blick – auf die Ereignisse vom März 2015 zurückblicken. Dabei soll es nicht nur um die Gewalt und das Spannungsverhältnis zwischen Demonstranten und Polizei gehen, sondern auch um die Politik der EZB und die Rollen der unterschiedlichen Akteure.

Das Podium des Eröffnungsabends bestreiten Oberbürgermeister Peter Feldmann, der gleichzeitig Schirmherr der Bürger-Universität ist, Frankfurts Polizeipräsident Gerhard Bereswill, Rainer M. Gefeller, Chefredakteur Frankfurter Neue Presse, die Demonstrationsbeobachterin Dr. Elke Steven sowie Katharina Bogerts vom Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe Universität. Es moderiert Hanning Voigts von der Frankfurter Rundschau. Die Frankfurter Rundschau ist gleichzeitig Medienpartner der Reihe.
Weitere Termine und Themen der Reihe:

16. November 2015: „Nach Blockupy und G7 – Kapitalismuskritik heute“, Beginn: 19.30 Uhr, Ort: Campus Bockenheim, Hörsaalgebäude H IV (Moderation: Daniel Baumann, Redakteur)

18. Januar 2016: „Im Rausch öffentlicher Vorurteile – Welche Diskurskultur braucht die Demokratie?“, Beginn: 19.30 Uhr, Ort: Campus Bockenheim, Hörsaalgebäude H IV (Moderation: Bascha Mika, Chefredakteurin)

Wie steht es um Frankfurt? Die zweite Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität liefert unter dem Titel „Wie lebt Frankfurt?“ weitere Facetten dieses Themenschwerpunktes. An insgesamt fünf Abenden beschäftigt sich diese Reihe ab dem 30. November 2015 mit so unterschiedlichen Fragen wie

30. November 2015: Wie generationengerecht ist Frankfurt? Älterwerden in der City.

7. Dezember 2015: Wer kann sich Frankfurt (noch) leisten? Eine Stadt für alle oder für die Reichen.

14. Dezember 2015: Wird Frankfurt seinem Integrationsanspruch gerecht? Miteinander oder nebeneinander.

24. Januar 2016: Zu etabliert um cool zu sein? Frankfurt und seine Subkultur.

1. Februar 2016: Wofür engagiert sich Frankfurt? Private versus öffentliche Verantwortung.

Alle fünf Veranstaltungen finden im großen Saal des Haus am Dom statt, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main, Beginn jeweils 19:30 Uhr. Medienpartner dieser Reihe ist hr-iNFO, der Eintritt ist frei.

Das gerade erschienene Programmheft der Bürger-Universität bietet in diesem Wintersemester insgesamt über 130 populärwissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen. Das Programm im Netz: http://www.buerger.uni-frankfurt.de

(Text & Infos:Pressestelle Goethe-Universität/ Foto: Fotolia)

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Wir sind dann mal weg…

Jeder hat nur einen kleinen Koffer, maximal 18 Kilo schwer. Die Wohnung am Kätcheslachpark ist längst ausgeräumt. Ein Teil landete auf dem Flohmarkt, Lieblingsmöbel sind bei den Eltern untergestellt. „Mehr brauchen wir nicht, das ist alles nur Ballast“, sagt Tobias Hopf (32), Personal Trainer und Finisher beim Ironman in Zürich und Frankfurt. Denn heute um kurz nach 20 Uhr geht es los. Heute erfüllen sich Tobi und Freundin Angelika Fischer, übrigens interne Verkaufsleitung bei P&C in der Zeil, einen lang gehegten Traum und starten zu einer Weltreise. Ein Jahr lang. Heute Abend geht es Nonstop nach Kapstadt/ Südafrika. Dann folgen die berühmte Garden Route inklusive Felsklippen, malerischen Buchten, ausgedehnten, breiten Sandstränden plus Regenwald. Danach zweieinhalb Wochen Bali, sieben Wochen Thailand, Laos, Vietnam. Ab Januar Australien und Neuseeland.

Es ist ein beneidenswertes Programm. Doch wer Angelika und Tobias näher kennenlernt, erfährt schnell, dass nicht nur Abenteuerlust hinter dieser Traumreise steckt. Angelika konnte sich dank ihres Arbeitgebers ein „Sabbatical“ nehmen, reist also mit beruflich gesichertem Rückfahrticket. Tobias wiederum möchte die Zeit auf allen Kontinenten dazu nutzen, um die neuesten Fitness- und Sporttrends all around the world aufzuspüren. Der Extremsportler erklärt: „Ich möchte wissen: Wie macht die Welt Sport?“ Wie hält man sich beispielsweise in Brasilien aktuell fit, welche Kurse, Geräte und Konzepte sind in Südafrika oder Asien angesagt? Wie können Outdoor-Aktivitäten, die in irgendeinem Winkel der Erde vielleicht schon seit Jahrhunderten gepflegt werden, unser Leben (positiv) beeinflussen? Über all das werden die Weltreisenden aus Ffm-Riedberg ab sofort auf ihrem Blog www.fitness-around-the-world.com berichten. Während sie gerade am Strand sitzen, vom Schwimmen in der Brandung kommen oder schlicht einen Tag erlebt haben, den sie nie mehr vergessen möchten. Das Lebensmotto der beiden ist: „Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum.“ Das Lieblingszitat: „Life is, what happens, while you’re busy making other plans.“ (John Lennon) Angelika Fischer und Tobias Hopf wollen das Leben spüren und ihre Pläne verwirklichen…

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Wir sind ein bisschen Hollywood…

Große Scheinwerfer, Absperrbänder, ab und zu ein Blick auf Schauspiel-Stars, die man sonst nur aus Film und Fernsehen kennt – unser Riedberg ist seit dieser Woche wieder ein bisschen „Hollywood“. Nachdem bereits einige Szenen aus „Männerhort“ und natürlich die mit 5,1 Millionen Zuschauern äußerst erfolgreiche ZDF-Komödie „Ein Reihenhaus steht selten allein“ hier gedreht wurden, folgt jetzt Teil 2 der Reihenhaus-Beziehungs-Kiste. Noch bis 19.11. sind die Straßen „Am Himmerich“ und teils auch Annette-Kolb- und Ludwig-Fulda-Weg Teil der imaginären Vorort-Siedlung „Grünfeld“. Hauptdarsteller Stephan Luca, diesmal Julia Richter als seine Gattin Anne und Ex-„Berlin, Berlin“-Star Felicitas Woll als Jans verführerische alte Liebe sind natürlich auch dabei.

Zugegeben: Das Neubaugebiet im Film und vor allem seine Bewohner sind nicht durchweg sympathisch dargestellt. Eher als Spießer mit reichlich Marotten plus Gartenzwergen, Grill und Goldfischteich. Die Frankfurter U 5 Filmproduktion GmbH weiß aber die echten Riedbergern dafür umso mehr zu schätzen und hatte vorab betroffene Nachbarn zu einem kleinen Umtrunk geladen, an dem auch viele Teammitglieder des ersten Drehs dabei waren. Producerin Katrin Haase war auch für MAINRiedberg zu erreichen und gab kompetent und geduldig Auskunft. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Worum geht’s in Teil 2 der Reihenhaus-Komödie?
Der Film heißt „Neues aus dem Reihenhaus“. Ein Jahr ist vergangen, seitdem die Familie Börner, bestehend aus Jan, Anne und den beiden Kindern Lisa und Lukas, nach Grünfeld gezogen sind. Man hat sich eingelebt und mit den teils skurrilen Nachbarn arrangiert. Anne profitiert als Scheidungsanwältin beruflich sehr vom neuen Wohnort, während Jans Karriere als Werbegrafiker an einem Tiefpunkt angekommen ist. Da taucht plötzlich Jans alte Liebe Maren wieder auf, mit wunderbaren Neuigkeiten: Sie arbeitet bei einem Verlag, der Jans Comic über die Siedlung groß herausbringen möchte. Im Comic zieht er die lieben Nachbarn ordentlich durch den Kakao. Es gibt böses Blut, Ärger mit Anne, plus Ärger, weil Jan jetzt mehr arbeitet und Anne nicht kürzertreten möchte. Und dann versammelt eine Weltkriegsbombe, die bei Bauarbeiten gefunden wird, alle Nachbarn notgedrungen in einem Zelt…

Wozu stehen die großen, weißen Zelte neben der Altenhöferallee – und was macht der weiße Food-Truck dort?
Das große Zelt Nähe Altenhöferallee ist der Aufenthalt für Team und Darsteller während der Pause. Weiter hinten Richtung Feld kommen dann noch Zelte hin, welche für ein Spielszene benötigt werden. Die Filmfirma erklärt weiter: „Der Food-Truck ist unser Caterer, denn wir haben keine Zeit, das Set zum Essen zu verlassen und so haben wir einen Koch immer dabei.“ Die Wohnmobile sind für die Darsteller zum Umziehen und dann stehen da auch noch Wohnmobile für Maske und Kostüme. „Das ist die sogenannte BASIS von uns.“

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Die Wohnmobile und die Zelte Nähe Altenhöferallee sind für Maske, Kostüme und für den Aufenthalt in den Drehpausen

Was macht die Familie, die am Drehort eigentlich wohnt?
„Die sind sozusagen für die Dreharbeiten vorübergehend ausgezogen und wir sind mit Technik und Equipment eingezogen“, erläutert Producerin Katrin Haase. Die Filmproduktions-Firma stellte dem Ehepaar mit Kindern eine Ersatzwohnung zur Verfügung und möchte sich auf diesem Weg auch noch einmal sehr herzlich für deren Einverständnis und Geduld bedanken. Kurze Nachfrage: Warum aber könnte man nicht theoretisch vor und nach den Drehtagen ins Haus zurück? Die Producerin: „Sie müssen sich vorstellen, zu einer solchen Produktion gehören 50 bis 60 Mann plus Technik. Da kann man nicht normal leben in dieser Zeit.“

Wann kann man denn zugucken bzw. einen Blick auf Schauspieler und Dreharbeiten erhaschen??
Am besten geht das vermutlich schon diesen Sonntag (25. Oktober). Da starten die Dreharbeiten bereits um 7.30 Uhr. Die Erklärung: „Wir planen die große Szenen, bei der am Morgen alle Nachbarn und die Börners ihre Häuser verlassen. Wir beginnen mit dem Tag zu drehen.“

Wie lange dauert der Abbau?
Nach Freitag, 20.11.2015, ist der Himmerich wieder fest in der Hand der „echten“ Riedberger.

Wer gewinnt – die Liebe zu Scheidungsanwältin Anne oder Maren, Jans Flamme aus längst vergangenen Zeiten?
Das wird natürlich (noch) nicht verraten…

Nächste Woche ist MAINRiedberg an einem Nachmittag live bei den Dreharbeiten dabei. Wir werden natürlich darüber berichten…

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Riedberg goes Hollywood: Große Scheinwerfer im Annette-Kolb-Weg

Foto: ZDF/ Rainer Servos
Kleine Fotos und Text: cd

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BLITZER-Alarm!

Im Vorbeifahren könnte man’s fast übersehen: An der Marie-Curie-Straße ist seit wenigen Tagen ein stationärer Blitzer installiert. Der „Starenkasten“ steht unmittelbar hinter der Ampel, wo Lurgiallee und Altenhöferallee einmünden, also direkt an der Zufahrt zur Rosa-Luxemburg-Straße. Ein weiterer fest installierter Blitzer steht ebenfalls seit wenigen Tagen am Martinszehnten im Bereich der Einmündung der A661. Beide Anlagen können sowohl Tempo- als auch Rotlichtverstöße registrieren. Auf Nachfrage erfuhr MAINRiedberg vom Frankfurter Straßenverkehrsamt, dass beide Blitzer bereits seit 16. Oktober voll funktionsfähig sind.

Weitere 15 „stationäre Überwachungsanlagen“ gibt es derzeit im Stadtgebiet. „Jeder dieser Standorte ist ein Gefahrenschwerpunkt“, hatte Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) erklärt, als er im Februar die Pläne für die neuen Blitzgeräte vorstellte. Auch die Ortsbeirats-Vorsitzende Carolin Friedrich weist darauf hin, „dass es in der Marie-Curie-Straße mehrmals zu schweren Unfällen gekommen ist.“ Übrigens auch, weil das Rotlicht missachtet worden war.

Am Riedberg hält sich zudem das Gerücht, dass – bei bald höherem Verkehrsaufkommen – auch auf der Graf-von-Stauffenberg-Allee noch ein Blitzer hinzukommen könnte. Hierzu heißt es unmissverständlich in der Mail vom Straßenverkehrsamt: „Für die Graf-von-Stauffenberg-Allee ist keine stationäre Rotlicht- und Geschwindigkeit-Überwachungsanlage geplant.“

Insgesamt hat das Straßenverkehrsamt im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Tempo- und Rotlichtsünder erwischt, 97.000 allein durch die fest installierten Blitzer.

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Hier ist unser neues Zuhause

Als Sabrina (23) gefragt wird, wie lange sie während der Woche arbeitet, berichtet sie: „Bis 16 Uhr.“ Auf die Frage, was sie danach am liebsten macht, antwortet sie entwaffnend ehrlich: „Na, zuhause chillen!“ Und wie gefällt’s ihr und Mitbewohnerin Anica (20) im neuen Zuhause? „Alles gut, alles easy“, sagt Anica. „1A“, fügt ein weiterer Zimmernachbar hinzu. Es sind Antworten, die zeigen, „dass hier nicht andere vorgeben, wie man zu leben hat“, wie Stadtkämmerer Uwe Becker formuliert. Dass hier zwölf Menschen mit geistiger Behinderung und eine Bewohnerin mit schwerst-mehrfacher Behinderung „nicht am Rande, sondern mittendrin leben“. In 60438 Frankfurt-Riedberg. Im inklusiven Wohnprojekt der Lebenshilfe-Stiftung, das vergangene Woche feierlich eingeweiht wurde. Übrigens sind dort neben Wohneinheiten für Behinderte auch zwei Wohnungen für den freien Wohnungsmarkt vorgesehen.

„Euch brauchen wir noch hier auf dem Riedberg“, hatte Werner Hackermeier, Projektleiter der Hessenagentur, zum Vorstand der Lebenshilfe-Stiftung einst gesagt. Die Stiftung betreibt bereits zwei andere Einrichtungen in Frankfurt, möchte entsprechend der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung den Bewohnern ein möglichst unabhängiges Leben bieten. Die Unterstützung folgt nach dem Grundsatz: „So wenig Hilfe wie möglich, aber so viel wie nötig.“ So bekommen Sabrina und ihre Mitbewohner Hilfe beim Haushalt, Geldeinteilen, Briefeschreiben oder der Freizeitgestaltung. Sie sind in der Regel in einer Werkstatt, zum Beispiel den Praunheimer Werkstätten beschäftigt, und sollen und dürfen an ihren Aufgaben wachsen. Aber auch die Dame mit Schwerstbehinderung, die im Erdgeschoss wohnt und eine 24-Stunden-Betreuung benötigt, hat ein nahezu alltägliches Wohnumfeld. Nicht zuletzt deshalb nennt Stadtkämmerer Becker das Haus „ein Ausrufezeichen der Menschlichkeit dieser Stadt“.

Nur wenige hundert Meter weiter, in der Altenhöferallee, befindet sich ein Heim des Sozialwerks Main Taunus für psychisch kranke, das ebenfalls „ein offenes Haus“ sein will und schon ein gelungenes Nachbarschaftsfest feierte. Wenige hundert Meter in der anderen Himmelsrichtung werden in den nächsten Jahren 90 „weiße Villen“ im Wohnquartier Westflügel entstehen, mit Preisen bis zu 1,8 Millionen Euro. Rund um das neue Haus der Lebenshilfe ist allerdings schon reichlich Leben in den Mehrfamilien- und Reihenhäuser. Auch die zweite Grundschule liegt in unmittelbarer Nähe. Die Verantwortlichen sind sich sicher: Das Wohnprojekt ist ein Gewinn für den ganzen Stadtteil.

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Architekt Prof. Christoph Mäckler spricht davon, dass das Haus Geborgenheit vermittelt

Rund 3,2 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, das erst durch zahlreiche Spenden, unter anderem von großen Bauträgern am Riedberg und der Aktion Mensch, möglich wurde. Das Gebäude steht frei und ist barrierefrei gestaltet. Es wurde vom Büro Prof. Christoph Mäckler Architekten entworfen. Christoph Mäckler, Frankfurter und einer der renommiertesten Stadtplaner der Republik, spricht in seiner Rede davon, dass das Haus mit seinem stabilen Dach, den schützenden Mauern und den hohen Qualitäts-Standards Geborgenheit vermittelt. Es soll ein Zuhause werden und Generationen überdauern. Wartelisten existieren bereits jetzt. Den Bewohnerinnen Anica und Sabrina war die geballte Aufmerksamkeit bei der Einweihung fast ein wenig unangenehm. Da nahmen sie sich gegenseitig fest in den Arm und lächelten. Nicht nur fürs Foto.

(Text und Fotos: cd)

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Hilfe für Flüchtlinge in Kalbach startet!

Noch mindestens bis zum neuen Jahr sind 264 Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Irak in den beiden Kalbacher Turnhallen untergebracht. Jetzt endlich kann die Hilfe für die Frauen, Männer, Teenager und mehr als 67 Kinder im Vorschulalter beginnen! Ab sofort können auch engagierte Bürger aus dem Stadtteil gezielt vor Ort aktiv werden – und es gibt bereits erste Adressen, Termine und Ansprechpartner, wo diese Hilfsangeboten gebündelt und koordiniert werden. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Ortsbeiratssitzung vom Freitag, an der Vertreter von Sozialdezernat, Sportamt und Diakonie als Träger der Flüchtlingsunterkunft im Sport- und Freizeitzentrum Kalbach teilnahmen.

Schon gibt es die ersten Initiativen im Stadtteil. Die Hilfsbereitschaft war bei der – übrigens sehr gut besuchten – Sitzung am Freitag förmlich zu spüren. „Den Menschen ist wichtig, etwas hier vor Ort zu tun“, erklärte Ortsvorsteherin Carolin Friedrich im Gespräch mit MAINRiedberg, „Die Gespräche waren sehr konstruktiv. Das Engagement der Bürger finde ich ganz toll.“ Zunächst soll jetzt ein tagesstrukturierender Ablauf mit unterschiedlichen Angeboten organisiert werden.

Die wichtigsten Fakten:

– Wer persönliche Hilfe auf längere Zeit oder für eine Aktion, Sachspenden oder administrative Hilfe im Hintergrund leisten möchte, kann sich ab sofort an folgende Adresse wenden: fluechtlinge-kalbach@online.de Hinter dieser E-Mail-Adresse steht eine Kalbacherin, die in der Notunterkunft ehrenamtlich tätig ist und zwischen Diakonie und Bürgern/Vereinen/Initiativen vermitteln möchte.

– Alle Interessierten sind herzlich zu einem ersten Treffen am 20.10.2015 um 20 Uhr im Vereinslokal des FC Kalbach, Am Hopfenbrunnen 51, 60437 Frankfurt eingeladen.

– Die evangelische Miriamgemeinde hat bereits Kinderbetreuung, Yoga für Frauen und eine wöchentliche Teestube für Flüchtlinge geplant. Wer sich bei diesen Hilfsprojekten engagieren möchte, kann sich bei Pfarrer Richard Birke (ribirk@gmx.de) und seinem Team melden. Dazu findet am 5. November um 20 Uhr im Gemeindezentrum Crutzenhof, An der Grünhohl 9, 60437 Frankfurt ebenfalls eine Informationsveranstaltung statt.

Die Angebote für die Flüchtlinge in Kalbach werden demnächst auch auf dem offiziellen Stadt-Portal www.frankfurt-hilft.de unter dem Link „Initiativen in den Stadtteilen“ zu finden sein.

Seit dem 5. Oktober betreibt der Caritasverband Frankfurt am Main und das Diakonische Werk Frankfurt ein neues Kleiderdepot für Flüchtlinge. Aktuell gesucht werden Freizeit-Bekleidung und Freizeitschuhe sowie Sportbekleidung für Männer und männliche Jugendliche in Jugendgrößen und kleineren Männer-Größen, maximal Größe 50. Für Damen werden noch Leggings benötigt. Reisetaschen und Rucksäcke – keine Koffer – werden ebenfalls gesucht. Die Sachspenden geben Sie bitte im Kleiderdepot für Flüchtlinge, Königsberger Straße 4 (Industriehof) ab. Telefon: 2982-191, E-Mail: kleiderdepot@caritas-frankfurt.de

Das Riedberger Familienzentrum Billabong e. V. sammelt auch noch bis Freitag, 17. Oktober, Fußballschuhe und Sportsachen für Flüchtlinge. In den beiden Herbstferien-Wochen organisiert Billabong zudem einen Sprachkurs für Flüchtlinge, insbesondere Frauen, und bietet in der Zeit der Sprachkurse auch Betreuung, Spiel & Spaß für die Kinder an.

Sobald mehr Angebote feststehen, wird MAINRiedberg natürlich darüber berichten!

(Foto: Agentur fotolia)

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Studie zu Kindern und Karriere

Je länger Mütter nach der Geburt eines Kindes im Job pausieren, umso stärker verlieren sie das Interesse an der eigenen Karriere: Das können die Soziologen Prof. Markus Gangl und Dr. Andrea Ziefle von der Goethe-Universität Frankfurt jetzt empirisch belegen. Soeben sind ihre Forschungsergebnisse in dem international renommierten „American Journal of Sociology” erschienen.

In der internationalen Forschung deutete sich bereits an, dass kurze Elternzeiten von bis zu einem oder eineinhalb Jahren, wie sie etwa in Skandinavien üblich sind, zu einer besseren Integration der Mütter in den Arbeitsmarkt führen. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu den Erfahrungen in angelsächsischen Ländern, wo Familie überwiegend Privatsache ist. Je länger Elternzeit gesetzlich ermöglicht wird, umso stärker fallen deren Nachteile ins Gewicht. „Als Grund dafür sah die bisherige Forschung eher das Verhalten der Arbeitergeber, die Müttern bei längeren Ausfallzeiten seltener mit anspruchsvollen Tätigkeiten oder wichtigen Aufgaben betrauen“, so Gangl und ergänzt: „Das nennen wir ‚statistische Diskriminierung‘.“ Die beiden Frankfurter Soziologen können jetzt allerdings zeigen, dass dies nicht der einzige Grund für die nachteiligen Wirkungen langer Elternzeiten ist. „Die subjektive Erwerbsorientierung von Müttern nimmt im Laufe der Zeit deutlich ab, das heißt, diese Frauen verlieren durch die längere Auszeit zunehmend das Interesse, an der eigenen beruflichen Perspektive zu arbeiten“, sagt Ziefle.

Um diese Aussage zu belegen, nutzten die beiden empirischen Sozialforscher die weltweit einmaligen Befragungsdaten des Sozio-ökonomischen Panels. Dieses Instrument der empirischen Sozialforschung wurde übrigens vor über 30 Jahren am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in enger Kooperation mit der Goethe-Universität und der Universität Mannheim entwickelt, damit werden seit 1984 jährlich – inzwischen schon in der 30. Befragungswelle – repräsentativ ausgewählte Personen und Haushalte in Deutschland nach ihren Einkommens- und Lebensverhältnissen befragt. In ihrer Studie nahmen die Forscher die Antworten unter die Lupe, die Frauen zu ihrer subjektiven Erwerbsorientierungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten gegeben haben: Wie hat sich die Einstellung der Frauen verändert, nachdem im Jahr 1992 der Erziehungsurlaub in Deutschland von 18 Monaten auf drei Jahre ausgeweitet wurde? Gefragt nach ihrer Einstellung zum Beruf antworteten die Mütter nach einer längeren Zeit im Erziehungsurlaub, dass ihnen die Erwerbsarbeit nicht mehr so sehr wichtig sei. Stattdessen rangierte die Familie an erster Stelle.

Damals hatten übrigens fast 50 Prozent der Mütter bereits vor der Geburt des Kindes nicht gearbeitet, heute ist es nur noch ein Drittel. „Und sogar unter den nicht erwerbstätigen Hausfrauen war in den 1990er Jahren zu beobachten, dass ein Einstieg in den Beruf weniger zum Thema wurde, je länger das neue Gesetz Geltung hatte“, sagt Gangl und interpretiert dies als „Gewöhnungseffekt an die neue politische Umgebung“. Nicht nur das gesellschaftliche Bewusstsein hat sich seit den 1990er Jahren langsam, aber stetig verändert, auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie stärkere Einbeziehung der Väter in die Elternzeit und das Scheidungsrecht.

Welche Relevanz haben die Ergebnisse dieser Retro-Studie für die heutige Situation? „Die Studie zeigt erstmalig: Familienpolitik hat nicht nur Einfluss auf das ökonomische Verhalten von Familien. Es sind auch die normativen Signale, die ausgesandt werden und die individuellen Lebensentwürfen wohl unbewusst beeinflussen“, so Gangl. Die Frankfurter Forscher belassen es nicht bei der Rückschau: „Aus einer anderen Studie, die wir im vergangenen Jahr veröffentlicht haben, wissen wir, dass Mütter durch das neue Elterngeld schneller wieder in ihren Beruf zurückgekehrt sind“, sagt Andrea Ziefle. „Jetzt arbeiten wir daran herauszufinden, ob sich die neue Familienpolitik der letzten Jahre auch in den Einstellungen von Vätern und Müttern niedergeschlagen hat.“

(Quelle: Pressestelle Goethe-Universität / Foto: fotolia)

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